Gedanken zur Pferdezucht... wir bedanken uns bei Viktoria Auracher für diesen interessanten Artikel:
Nachdem ich mich nun seit längerer Zeit sehr intensiv mit dem Thema Pferdegesundheit auseinander gesetzt habe, versuche ich jetzt meine Gedanken mit euch zu teilen, auch wenn ich mich tatsächlich selbst gefragt habe, ob ich wohl in die Dunning-Kruger-Falle getappt bin.
Ich bin nur ein kleiner Züchter in einem kleinen Stall. Ohne Turnierambitionen und vielfältig angreifbar .
Doch nichts zu sagen hilft nicht immer.
Dass die Pferdezucht und der Pferdesport in der Kritik stehen ist unübersehbar. Und jeder kennt diese Leute, die Pferde mit sagenhafter Abstammung besitzen, sie aber nicht reiten können, da sie ständig gesundheitlich angeschlagen sind.
 
Wo liegt das Problem?
Ist es wirklich so, dass die Reiterei sich so eklatant verschlechtert hat? Obwohl es so viel mehr Möglichkeiten gibt, Lehrgänge zu besuchen, Online-Trainings zu machen oder sich in jeder Sparte fortzubilden?
Können es diese wirklich bemühten Reiter tatsächlich schaffen, gesunde Pferde kaputt zu reiten?
Ich denke nicht. Das zu behaupten ist zu bequem.
Sind die Pferde dann also auf der einen Seite besser geworden? Rittiger, bewegungsstärker und schöner? Ja auf jeden Fall.
Sind die Pferde gesundheitlich anfälliger geworden? Ja, das auch.
 
In aller Munde ist das Thema ECVM – ich möchte das aber im Gesamtkomplex betrachten mit Stufen und Facettengelenksarthrosen in der HWS.
Und genauso in aller Munde ist das Thema Hypermobilität – unfassbar weiche und elastische Pferde, sehr schön zu reiten, oft anfällig an Sehnen und Bändern bis hin zu DSLD.
Dazu natürlich noch die Problematik von Pssm2/MIM – oder gibt es das vielleicht gar nicht?
 
Es gibt so viele neue Möglichkeiten in der Diagnostik, findet man einfach mehr von den Dingen, die es schon immer gab?
Fakt ist, dass noch nie so viel Aufwand um das Wohlergehen des Pferdes betrieben worden ist wie in diesen Zeiten. Es gab noch nie so viele Physiotherapeuten, noch nie so viele Osteopathen und Chiropraktiker. Die Kliniken haben hochmoderne Geräte und CT, Szinti, MRT – alles ist heute möglich.
Schaut man sich die Pedigrees der modernen Pferde an, vor allem im Dressursektor, fällt sehr schnell auf, dass sich Abstammungen und Anpaarungen stark wiederholen. Gezüchtet wird, was der Markt möchte.
 
Der Aufschrei wird aber größer und unüberhörbarer nach gesunden und haltbaren Pferden.
Richtig erfolgreiche Züchter, von denen man lernen kann. Die das uralte Credo, in Generationen zu denken, wirklich leben – hören einfach auf.
Erfolgreiche Züchter von gefeierten Prämienhengsten decken ganz gezielt mit Hengsten, die untersucht sind.
 
Mutige Hengsthalter fangen an zu röntgen und sortieren aus. Unter Schmerzen natürlich. Wie bei jedem Unternehmen ist es hart ans Kapital zu gehen.
Plötzlich sind bei diversen Auktionen und Körveranstaltungen Bilder von Pferdehälsen einzusehen. Unbefundet versteht sich.
 
Durch meinen Drang, Wissen zu sammeln in all diesen Gesundheitsbereichen, habe ich wahnsinnig viele Leute kennengelernt. Kluge Leute. Teilweise mit gleichem Denken, teilweise mit komplett konträrer Auffassung. Ich habe mir alles angehört und habe für mich ein Gesamtbild daraus gebaut.
Ich denke alles greift ineinander. Viele kluge Leute haben sehr kluge Gedanken und verschiedene Ansätze und am Ende fügt sich alles in ein Gesamtbild.
 
Ein Pferd mit ECVM kann klinisch unauffällig sein, weil die Natur die Muskeln supergeschickt anders verbaut hat.
Möchte ich ein Pferd züchten, bei dem Laminae fehlen und dieses Risiko eingehen? Nein.
Ein Pferd mit Stufen und/oder Facettengelenksarthrosen, kann lange Zeit stabil sein. Man kann es managen.
Macht es mir Angst auf Körplätzen an dreijährigen Pferden nahezu überall Befunde zu sehen, wo Halsbilder veröffentlicht sind? Ja.
Ein Pferd mit weichem Bindegewebe, hypermobil kann so ausgebildet und trainiert werden, dass es lernt sich großteils zu stabilisieren, aber schafft das jedes Pferd? Ich denke eher nicht.
 
Und schafft es jeder Reiter diese Pferde zu reiten?
Und hängt das alles nicht zusammen? Die Pferde sind aus dem Gleichgewicht gezüchtet worden. Kann ein Pferd, dem Knochenteile fehlen, sich wirklich biomechanisch so bewegen, dass es nicht zu weiteren Störungen kommt? Zu Arthrosen an Stellen, die plötzlich einer anderen Belastung ausgesetzt sind, als die die Natur geplant hatte?
 
Wenn stützendes Bindegewebe wegfällt, kann diese diffizile Wirbelsäulen-/Muskel-/Bänderkonstruktion wirklich funktionieren?
Dazu gibt es webinare, die ich jedem Züchter oder Reiter wirklich ans Herz legen möchte.
Ich habe angefangen gezielt betroffene Pferde zu suchen – mit der Unterstützung von vielen Menschen, die viel kompetenter sind als ich.
Ich habe Pedigrees gerechnet. Ich kann gar nicht sagen wie viele. Die Pedigrees von betroffenen Pferden und die Pedigrees von gesunden Pferden.
 
Mein Fazit – alles kann funktionieren, aber es muss nicht funktionieren.
Meine Theorie zur genetischen Vererbung, werde ich hier nicht aufschreiben – weil sie am Ende nicht korrekt ist, sondern nur mir selbst zur Erklärung hilft.
Aber was ich sagen kann ist, dass sich Linien wiederholen. Dass bestimmte Inzuchten sehr kritisch sind. Dass es einen roten Faden gibt, den jeder, der sich bemüht, finden könnte. Vor allem Zuchtverbände und -experten.
Was ich auch sagen kann ist, dass Menschen mit betroffenen Pferden verzweifeln.
Da sind sehr gute Reiter dabei.
 
Und unsere Spitzenreiter, wo sind deren Pferde, die wie früher alle drei Wochen bei einem großen Turnier am Start sind? Das macht im Moment nur Emilio…
So viele vielversprechende Pferde sind jedes Jahr beim Bundeschampionat. Bei den Weltmeisterschaften für junge Dressurpferde. Wohin verschwinden die? Diese Pferde sind in Profihänden und werden sicher nicht allesamt an Menschen ohne sportliche Ambitionen verkauft.
Etwas stimmt nicht.
 
Wir alle haben wahnsinnig viel zu verlieren. Wenn wir so weiter machen, wenn wir kranke bzw nicht belastbare Pferde züchten, die man auf diese moderne Art und Weise reiten MUSS, um sie überhaupt stabil zu bekommen, wird es bald keinen Pferdesport mehr geben.
 
Bestes Beispiel ist vielleicht aktuell der Ritt von Charlotte Fry in Amsterdam, der heftig kritisiert wird.
Meine Stute erwartet jetzt aktuell ein Fohlen. Ich hoffe sehr, dass es gesund ist. Und dann? Ich denke ich kann nicht weiterzüchten.
Die Verantwortung ist doch riesengroß. Wie kann ich all das Unbekannte ignorieren und ohne weitere Informationen neues Leben schaffen wollen?
Wann genau ist das passiert, dass Züchten sich so verändert hat? Dass nur noch die Aneinanderreihung von Namen in einem Pedigree zählt?
Und wo kann die Lösung liegen?
Wir brauchen noch mehr kluge Köpfe, die sich dieser Sache stellen.
 

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Wir bedanken uns bei Viktoria Auracher für diesen interessanten Artikel!

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