Dr. Max Dobretsberger ist Leiter des Österrreichischen Lipizzanergestütes in Piber, aktiver Fahrsportler und Tierarzt... Seine Meinung über die Bedeutung der FEI Weltmeisterschaften der Jungen Fahrpferde, und die Rolle des Lipizzaners im modernen Fahrsport... 

 

Seit 2015 trägt die FEI ein Championat für junge Fahrpferde – in den Altersklassen 5, 6 und 7-jährig aus. Wie beurteilst Du die Bedeutung dieser Weltmeisterschaft.

Championate, speziell zugeschnittene Wettbewerbe, für junge Pferde sind meiner Meinung nach von sehr grosser Bedeutung und Wichtigkeit. Nicht nur im Fahrsport, in allen Pferdesportdisziplinen hat eine korrekte – altersentsprechende - Ausbildung Priorität zu sein. Ich sehe das hinsichtlich der Entwicklung des Pferdesports als sehr wichtig an.

Wobei ich hier nicht nur den Fokus auf die Pferdeausbildung setzen möchte, sondern auch die Ausbildung der Fahrer, oder auch Reiter, und deren Umgang mit jungen Pferden.

Die Jugend ist unsere Zukunft.

Worauf man aber bei dem Sport mit jungen Pferden ganz besonders zu achten hat, ist der sensible Umgang mit dem Thema „das Wohl der Pferde“, der „pferdegerechte“ Umgang im Sport. Den gerade nur mit einer guten Ausbildung, von Anfang an, werden wir dem uns selbst gesetzten hohen Anspruch an dem korrekten Umgang mit unseren Sportpartner,  gerecht.

Die schöne – klassische – Ausbildung tritt wieder in den Vordergrund, und das ist für mich wesentlich beim Sport mit den jungen Pferden.

Klassische Ausbildung – historisch und traditionell gesehen, aber auch von ganz moderner zukunftsorientierter Bedeutung. Um unsere Pferde lange gesund, und fit, erfolgreich im Sport präsentieren können, liegen die Grundsteine in der Ausbildung und individuellen altersgerechten Förderung, und das nach den Grundlagen der Ausbildungsskala.

Aktuell ist die Situation im internationalen Spitzensport, und auch im Amateursport, ja nicht immer positiv zusehen. Wie viele tolle junge Pferde werden in den Sport gebracht, und auf Turnieren vorgestellt? Viel zu Viele verschwinden dann sehr bald wieder. Wie viele Pferde bleiben wirklich über Jahre aktiv im Sport? Wie viele Pferde sind jahrelang im Gespann in allen 3 Teilbewerben im Einsatz? Wie viele 20jährige, oder auch ältere, finden wir auf den Turnieren? Vom der körperlichen Beschaffenheit der Pferde ist es möglich, aber sehr oft liegt es am falschen „Management“ der Fahrer, Reiter und Trainer, dass die Aktivitäten der Pferde im Sport zeitlich sehr eingeschränkt sind.

Und es ist doch das Ziel jeder Pferdeausbildung, dass die Tiere lange gesund – und mit Freude – im Sport einzusetzen sind.

Darum ist für mich dieser spezielle Sport für junge Pferde, welcher speziell in den Anforderungen auf die jungen Pferde zugeschnitten, wesentlich für eine erfolgreiche Zukunft des gesamten Pferdesports. Die Bedeutung der richtigen Ausbildung wird wieder mehr bewusst gemacht – in Vordergrund gestellt, und erhält die notwendige Aufmerksamkeit.

 

Diese Weltmeisterschaft wird nach einem eigenen Regelwerk ausgetragen, das sich in der Beurteilung vom „normalen“ Fahrsport doch unterscheidet. Ist das positiv?

Ich habe mir im letzten Jahr den Ablauf, die Aufgabenstellung und die Beurteilung bei den FEI Weltmeisterschaften für Junge Fahrpferde sehr genau angesehen. Für mich hat sich ein äusserst positives Bild gezeigt. Die Anforderungen sind von den Fachleuten sehr gut in dem zielorientierten Regelwerk vorgeschrieben. Auch das Handwerk der Richter – das Erkennen und Umsetzen der Anforderungen in den einzelnen Prüfungsabschnitten, und auch deren Benotungen und Bewertungen auf der Weltmeisterschaft 2016, hat mich wirklich begeistert. Die Definitionen und die ausführlichen Erklärungen der einzelnen Präsentationen der Pferde und Fahrer, sind für alle Fahrsportinteressierten hochinformativ.

Besonders weil in der Beurteilung die Ausbildung des Pferdes, nicht nur orientiert auf die Qualität, die selbstverständlich sehr wichtig ist, im Vordergrund steht. Es ist das Gesamtpaket der optimalen Ausbildung und Vorführung, das beurteilt wird… wie zeigt sich das Pferd aktuell – was verspricht es für die Zukunft.

 

 

Deine Meinung über die FEI Weltmeisterschaften der Jungen Fahrpferde

… als Leiter des Gestütes Piber und Zuchtexperte

Für mich als Leiter des Österreichischen Bundesgestütes in Piber, ist es von ganz grosser Bedeutung, dass Vertreter der Rasse der Lipizzaner sich bei diesem Championat präsentieren.

Speziell für die Lipizzaner, die ja gerade im Fahrsport eine so bedeutende und mit vielen Medaillen ausgezeichnete Rolle innehaben, ist es eine besondere Herausforderung. Der Lipizzaner ist eine spät reife Rasse. Die Entwicklung des Jungpferdes ist – im Gegensatz zu anderen Pferderassen und –typen, eine zeitlich ausgedehnte. Wir haben oft – wenn wir die Altersvorgaben 5, 6 und 7 Jahre betrachten, noch mit echten vierbeinigen Lipizzaner Babys zu tun. Eine Tatsache mit der man ganz sensible umgehen muss.

Es ist aber ganz wichtig für die Lipizzaner, und ich glaube auch, um die so wichtige Rassenvielfalt im Fahrsport zu erhalten, dass wir unsere Pferde hierbei positionieren. Der Lipizzaner gehört zum Fahrsport. Es ist wichtig dass sich die Verantwortlichen, besonders die Richter, mit unterschiedlichen Pferdetypen auseinandersetzen, die rassespezifischen Merkmale erkennen, und in der Beurteilung offen für die individuellen Präsentationen sind – sich bei den verschiedenen Pferden „einsehen“. Aber selbstverständlich unter dem Grundgerüst der Ausbildungsskala. Man muss das Verständnis entwickeln.

Richtig ausgewachsen – hinsichtlich Interieur und Exterieur ist der Lipizzaner erst mit 7 bis 8 Jahren, wo ja die Möglichkeit der Jungpferde-Karriere im Sport schon vorbei ist. Aber damit hängt auch der so positive und schöne Aspekt zusammen, dass, wenn man korrekt mit ihm umgeht, sich der Lipizzaner bis ins hohe Alter, auch mit 20+, noch gut und frisch im Sport zeigt.

In Piber wird spät im vierten Lebensjahr mit der Ausbildung – sehr behutsam – begonnen. Wir sind also schon mal mindestens 1 Jahr hinter vielen anderen Pferdetypen mit dem Beginn der sportlichen Laufbahn. Das Trainingsprogramm muss viel langsamer stattfinden als bei viel früher reiferen Sportpferdetypen.

 

… als aktiver Fahrsportler?

Als aktiver Fahrsportler gefällt mir besonders, das auch die Aktivitäten, die Präsentation der Fahrer, in der Beurteilung eine Rolle spielen. Wie verhält sich der Fahrer auf dem Kutschbock, wie ist sein Umgang mit dem Pferd und ist er in der Lage das Pferd optimal zu präsentieren? Die so wichtige „Fahrerhand“, die Kommunikation zwischen Mensch und Tier, wird beurteilt.

Auch für mich sehr interessant, dass die Pferde, die im Vorderfeld platziert sind, meist auch unter dem Sattel gut ausgebildet und gearbeitet werden. Im modernen Fahrsport, und dessen Anforderungen, ist diese breitgefächerte Ausbildung des Sportpferdes von grosser Bedeutung. Und – ich kann von mir sagen…sich als Fahrsportinteressierter Jungpferde Prüfungen anzusehen ist eine optimale Möglichkeit sehr viel zu lernen und zu erfahren.

Die einzelnen Pferderassen, die einzelnen Pferdetypen, aber auch die Reaktionen der einzelnen Fahrer… hochinteressant und sehr lehrreich.

 

 

...als Vater eines Fahrers, dessen Lipizzaner bereits eine Medaille „erfahren“ konnte. Dein Sohn Vinzenz hat ja, 2016 im Ungarischen Mezőhegyes, mit dem Lipizzaner Wallach Conversano Csalò die Bronze Medaille in der Klasse der 6jährigen gewonnen. Junge Pferde – junge Fahrer… siehst Du hinsichtlich der Ausbildung  und Weiterentwicklung beider positiven Aspekts?

Ganz ganz viel Potential. Ich bin der Meinung, dass man die Ausbildung der Pferde und der Athleten viel stärker parallel laufen lassen sollte. Alle jungen Fahrsportler sollten sich so ein Championat einmal ansehen, und sich, unter erfahrener Führung, dem Thema Ausbildung des Sportpartners sehr intensiv widmen. Ganz wichtig sehe ich das auch für das Verständnis der jungen Fahrer, und es sollte fixer Bestandteil deren Ausbildung sein.

Das ist eine so wertvolle Erfahrung für einen jungen Menschen. Wenn ich mir die fahrsportliche Entwicklung meines Sohns Vinzenz ansehe, der wirklich sehr viel von der Vorbereitung auf die WM und auch während der Prüfungen fahrsportlich profitieren konnte. Mit dem 3.Rang im letzten Jahr haben sich Csalo und auch Vinzenz sehr positiv weiterentwickelt – das ist die beste Fortbildung die man sich wünschen kann.

 

csallo

 CONVERSANO CSALO
7jähriger Wallach an den Leinen seines Besitzers Vinzenz Dobretsberger  - 
2016 Platz 3 bei den 6jährigen 

 

Kann man da auch eine Parallele zur klassischen Ausbildung der Spanischen Hofreitschule in Wien sehen, wo ja die Bereiter ein Pferd zur Ausbildung – bis hin zur Hohen Schule – bekommen, und das als Art „Lehrbrief“ gilt?

Ja – ganz genau…was gibt es Schöneres als sich gemeinsam mit dem Pferd weiter zu entwickeln, als Gemeinschaft Ziele zu erreichen, und eine Partnerschaft über viele Jahre aufzubauen. Das Ganze sollte aber ohne zeitlichen Druck passieren, ganz individuell auf die Entwicklung des Pferdes abgestimmt. Die Sensibilität dies richtig zu erkennen, und danach zu handeln, sollte das Ziel sein.

 

 

Vertreter der traditionellen, aber auch hochmodernen Fahrsport Pferderasse der Lipizzaner, konnten bereits Medaillen bei diesen Weltmeisterschaften erringen. Lipizzaner sind aktuell in den Gespannen der FEI Weltmeister und FEI Indoor World Cup™ Sieger und Topplatzierten aktiv. Worin siehst Du die Vorteile der Lipizzaner für den internationalen Topfahrsport?

Ich bin davon überzeugt dass der Lipizzaner einen Platz im modernen Fahrsport hat. Er hat die Qualität erfolgreich in der Weltspitze aktiv zu sein ja bereits vielfach mit Medaillen bei grossen Turnieren und Welt- und Europameisterschaften bewiesen. Klar ist, dass hinsichtlich der Ausbildung, des Trainings und des sportlichen Einsatzes auf die Besonderheiten dieser Rasse eingegangen werden muss.

Die Stärken des Lipizzaners sind sicherlich seine Vielseitigkeit, die ja im modernen Fahrsport ganz wichtig ist. Er ist ein qualitativ sehr gutes Dressurpferd – mit besonderen Stärken, die in der klassischen Reitkunst seit Jahrhunderten verfeinert werden. Im Marathon ist er von der Körperkonstellation her, mit seiner Wendigkeit und Schnelligkeit fast unschlagbar und – wenn er gut vorbereitet ist – ist er ein Pferd das die Willensstärke hat, bis zum letzten Hindernis für seinen Fahrer zu kämpfen und nicht aufzugeben. Und wie geschickt und wendig Lipizzaner im Kegelparcours sind, wissen wir aus den vielen tollen Erfolgen im grossen internationalen Fahrsport.

Und gerade dieses Geschick ist im derzeitigen Fahrsport, wo wir oft sehr unrhythmische und enge Kegelparcours zu fahren haben, für den Lipizzaner – als relativ kompaktes und kurzes Pferd, von Vorteil.

Und da sind wir ja wieder am Anfang unseres Gespräches – die grosse Bedeutung der richtigen Ausbildung. Es liegt in unserer Hand den Lipizzaner bestmöglich auszubilden und vorzustellen, und diesen herrlichen Pferden eine erfolgreiche Zukunft im Sport zu ermöglichen.

Danke für das Gespräch… du wir wünschen viel Erfolg bei den 3. FEI Weltmeisterschaften der Jungen Fahrpferde in Mezöhegyes.

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Lipizzaner...Tradition - Österreichische Geschichte... und modernen erfolgreiches Sportpferd

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